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2014 wird es in Freiburg wieder ein Festival mit elektronischer Clubmusik als Schwerpunkt geben. Die Sea of Love, von 2002 bis 2012 ein Open Air-Höhepunkt vieler Raver in der Region Südbaden, wird am 19. und 20. Juli 2014 als “Sea You” stattfinden. Der Name ist neu, neu sind auch die Veranstalter. Die Federführung bei der Organisation obliegt der Mannheimer Veranstaltungsagentur Cosmopop, deren Portfolio die Time Warp-Festivals und das Open Air “Love Family Park” umfasst.
Ich finde es grundsätzlich gut, dass im kommenden Jahr ein Festival in dieser Größenordnung überhaupt in der Region Freiburg stattfinden soll. Das tut dem lokalen Veranstaltungskalender mehr als gut. Das kann dem lokalen Veranstaltungskalender nur gut tun, sprachen wir doch dieses und vergangenes Jahr von einer Festivalkrise. Ich finde es auch gut, dass mit Cosmopop eine Agentur im Hintergrund steht, die fast zwei Jahrzehnte Erfahrung mit Großveranstaltungen mitbringt und die auch musikalische Akzente setzen kann. Um die Time Warp-Stammspieler Väth, Hawtin, Cox, Loco Dice und Carola wurden stets neue Künstler gebucht. Seit einiger Zeit gehört Mathias Kaden dazu, Seth Troxler, Jamie Jones, Marcel Dettmann, Ben Klock kamen in den letzten Jahren dazu.
So hoffe ich, dass in Freiburg nun endlich über den engen Horizont geschaut und ein Programm erarbeitet wird, das neben Festivals vergleichbarer Größenordnung, vergleichbaren Zuschnitts, bestehen kann. Die elektronische Clubmusik hat doch viel mehr zu bieten als Oliver Koletzki, Sascha Braemer & Co. Diese wurden und werden in Freiburg und Umgebung einfach viel zu oft gebucht. Will man 2014 definitiv auf keiner Festivalbühne, in keinem Club mehr sehen. Doch gerade in Sachen Booking zeigen sich die Latifundienbesitzer im Freiburger Nachtleben seit jeher beratungsresistent. Wenn man die Stimme mahnend erhebt, wo das Wort Clubkultur zu einer Floskel und zum Deckmantel für eine reine Erfolgsorientierung geworden ist, fühlen sie sich persönlich angegriffen.
In diesen Kontext passt ein Zitat des kürzlich verstorbenen Marcel Reich-Ranicki: “Man soll die Kritiker nicht für Mörder halten. Sie stellen nur den Totenschein aus”, sagte er 1996 anlässlich der Verleihung des Cicero-Preises. Womöglich habe ich der Freiburger Clubkultur schon viele Totenscheine ausgestellt. Hoffen wir, dass es 2014 anders sein wird.
I Serafin & Neevo, Lady Bar, Basel, Freitag, 11. Oktober 2013. Serafin, eine Hälfte des Schweizer Disc Jockey- und Produzenten-Duos Mountain People, wird zusammen mit dem Basler Neevo an den Decks der Lady Bar stehen. Neevo gehört für mich in die Kategorie “A DJs DJ”. Einst Musikverantwortlicher für den Club Das Schiff, Teil der Love Tempo-Crew, kann er das Untanzbare zum Tanzbaren machen, und umgekehrt. Manchmal bleibt man während seinen Sets andächtig stehen und hört zu, wie er Techno von Jeff Mills oder Aroy Dee mit Disco Dubs vereint. Können nur wenige. Neevo kann es. Immer noch gut: Love Tempo Vol. 1 – DJ Neevo.
II Background Club, Kyosk, Samstag, 12. Oktober 2013. Die Freiburger Disc Jockeys Vincent Simonis, Kollektiv B, Perigee a.k.a. Valentin Eka und David Hillmann und die drei von La Rokoko packen ihre liebsten Platten ein und treffen sich zum gegenseitigen Vorspielen im Kyosk an der Adlerstrasse – einem Ort, den der Freiburger CDU-Stadtrat S. schon einmal zum Thema einer Anfrage an den Oberbürgermeister der Stadt Freiburg gemacht hat. Vielleicht sollte S. am Samstag einmal persönlich vorbeischauen, ein paar Stunden bei Disco, House, Techno und tanzbarer-nicht tanzbarer Musik abhängen und dazu ein Glas Rhabarberschorle trinken. Vielleicht würde das Anfragen wie die Verlinkte in Zukunft überflüssig machen und zur Entschlackung der Verwaltung beitragen. Dann wäre schon viel erreicht.
III Roland Tings, Karlstorbahnhof, Heidelberg, Samstag, 12. Oktober 2013. Blank ist ein Kollektiv in Heidelberg, das regelmässig Veranstaltungen im Karlstorbahnhof, aber auch in Mannheim (Disco Zwei) oder in Frankfurt (Silbergold) organisiert. House, Disco, Techno, Bassmusik – die musikalische Bandbreite ihrer Veranstaltungen und Resident-DJs ist gross. So überrascht es kaum, dass sie zu ihrer Party am Samstag den Australier Roland Tings für ein Live-Set eingeladen haben. Tings gehört zum Umfeld des Labels 100%Silk und ist dafür bekannt, mit House-Avantgarde und -Tradition zu spielen. So meint man auch, in manchen seiner Stücke Anklänge an die Blütezeit des Chicago House herauszuhören.