Die Stärke von Aus Music, einem Label des britischen Disc Jocks und Produzenten Will Saul, liegt in der kontinuierlichen musikalischen Weiterentwicklung. Sie wird massgeblich dadurch bestimmt, dass sich das Label, einst Plattform für House und Techno von MyMy, Motorcitysoul oder Sian, offen gegenüber Einflüssen der Dubstep-/Garage-Szene gezeigt hat.
Traten Produzenten wie Appelblim oder die Ninja Tune-Musikerin Emika zunächst lediglich als Remixer oder Feature-Künstler auf – eine sanfte Infiltration für die einen, eine unwiderstehliche Versuchung für die anderen -, tauchten die Namen der britischen Bass-Szene ab 2010 vermehrt auf Aus Music in Erscheinung. Allen voran: Joy Orbison, Ramadanman, Midland. Mit ihren Tracks und EPs sorgten sie für ein Hitfeuerwerk nach dem anderen, in der doch so überschaubaren Szene, und sie liessen sehr schnell vergessen, was dereinst über Will Sauls Plattform in die Plattenläden kam.
Nun zu Bicep: Andrew Ferguson und Matthew McBriar, die beiden DJs und Produzenten aus der nordirischen Stadt Belfast, bedürfen nun wirklich keiner Vorstellung mehr. Ihr Blog “Feel My Bicep” ist so etwas wie das Handelsblatt der Dance Music, nämlich Pflichtlektüre; zu ihren Tracks “Stripper” oder “Silk” hat über’s letzte halbe Jahr so ziemlich jeder getanzt. Wenn nicht: Auf welche Parties gehst Du? Zu ihrem Remix für Ejecas Stück “Pushed” wird in den kommenden Wochen und Monaten so ziemlich jeder tanzen. Wenn nicht: Auf welche Parties gehst Du?
[Zu letzterem Track: Erschienen ist dieser auf dem kleinen Label Tusk Wax, in superlimitierter, superpremium Vinyl-only-Edition. So weit. So gut. Nur geht mir allmählich der Vorfeld-Hype um ein Stück oder eine Platte ziemlich auf die Nerven.]
Wie gut, dass Will Saul mit Aus Music eine nicht ganz so restriktive Veröffentlichungspolitik betreibt und man sich die Platte auch noch zwei, drei Wochen nach Veröffentlichung beschaffen kann. Denn auch hier gilt: You, Don’t und der Remix von Steffi sind unglaublich gut. Bicep liefern hier in Zusammenarbeit mit Ejeca, Omar Odyssey (Serge Santiago) und Steffi als Remixerin drei gehaltvolle, schwere, aber dennoch leicht zu geniessende Tracks ab, was wohl an der dezenten Süsse der Garage-Einflüsse liegt. Dadurch liegen “You” und “Don’t” nicht schwer auf. Im Gegenteil: Sie lösen das oftmals so erdverwurzelte Tanzbein sehr behutsam.
Stand man zu Anfang noch kniewippend am Rand der Tanzfläche, findet man sich, kaum dass der Breakdown vorbei ist, in deren Mitte. Denn auf “You” und “Don’t” haben Ferguson und McBriar mit ihren Studiopartnern, zum einen Ejeca, zum anderen Serge Santiago in der Gestalt des Omar Odyssey, Basslines, Kickdrums, Chords und Vocals zur Genussreife heranwachsen lassen. Und mit Steffi haben sie sich eine Affineuse ins Team geholt, die House ruhig und meditativ, gleichzeitig aber auch energievoll wirken lassen kann. Hört man ihren Remix, kommt man in tiefe Verbindung zu seinem Innersten.
ENGLISH SHORT VERSION
Bicep, a dj and producer duo from Belfast / Northern Ireland, bring together a bouquet of essential ingredients – basslines, kickdrums, chords, vocals – to formulate their approach towards house and garage together with Ejeca and Omar Odyssey (Serge Santiago); and the remix by Steffi is pure bliss!
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