Source: Fuck Yeah Hot Actress |
Was war das für ein abwechslungsreiches und verrücktes Wochenende, dessen Ereignisse auf einer Geschmacksskala zwischen extrem süss und extrem sauer einzuordnen sind. Extrem süss waren selbstgebackene Cupcakes, dicht gefolgt von manch glücktrunkenen Menschen, denen ich auf einer Afterhour in Freiburg begegnet bin. Diese besuchte ich frisch geduscht und ausgeschlafen, wurde dennoch sofort Teil des Feierzirkusses und muss sagen, dass ich in den vergangenen fünf, sechs Jahren in Freiburg keine Veranstaltung dieser Art mit einem so angenehmen, stressfreien und entspannten Publikum erlebt habe. Extrem süss war auch der Himbeer-Quark-Kuchen, der auf einen ausgedehnten Spaziergang entlang des Rheins in Basel folgte.
Extrem sauer war ich jedoch in der Nacht von Freitag auf Samstag auf das Publikum der Jackson Pollock Bar. Ob es an der Vielzahl Erstsemester-Jungs lag, die den Kragen ihrer Polohemden hochgestellt trugen und die nichts anderes mit sich anzufangen wussten, als sich gegenseitig mit ihren Smartphones zu photographieren? Ich weiss es nicht. Deren pubertäres Balzverhalten (erfolglos!) hat sicher dazu beigetragen, dass mir schon nach meinem ersten Gin Tonic nicht mehr nach Ausgehen war. Negativer Höhepunkt des Abends? Gerade hatte mich eine junge Frau angesprochen, die sich mit ihrer Freundin ebenfalls ein wenig abseits der Tanzfläche aufhielt. Wir hatten kaum Belanglosigkeiten ausgetauscht, als einer dieser Pubertätsauskoster auf uns zukam, mich zur Seite stiess und eine der jungen Frauen ersichtlich gegen ihren Willen auf die Tanzfläche zog. Ihrer Freundin war alles sehr peinlich. Sie blickte mich verlegen an und rannte den beiden hinterher. Schützenhilfe leisten. Doch wie reagiert man in so einer Situation?
Solche Testosteronausbrüche können nicht vorhersehbare Reaktionen nach sich ziehen, und ehe man es sich versieht, hat man es mit einer Abiturientenklasse zu tun. Oder mit BWL-Erstsemestern, die Papas Wortschatz unreflektiert wiedergeben. Jedenfalls war ich froh, dass kurze Zeit später ein Bekannter anrief. Er sei so weit, mit dem Umziehen seiner Plattenkisten. Man könne sich treffen. Gesagt, getan. Irgendwann, es muss wohl halb vier Uhr morgens gewesen sein, holte er eine 10″ hervor. “Transistor / Radio“, so ihr Titel. Produzent: Stefan Gubatz. Label: Telrae, ein Sublabel von Traum Schallplatten. Hatte ich überhaupt nicht auf dem Schirm, aber: Beeindruckende Dubtechno-Nummer!
Den Anfang der heutigen Rundschau macht daher auch ein Mix, der inhaltlich ganz auf Dubtechno und dergleichen ausgerichtet ist. Arrangiert und aufgenommen hat ihn Emanuel Geller, Teil des Künstler-Duos Salz, die sich vorwiegend in den ersten Nuller Jahren mit dem hypnotisch schwingenden, subaquatisch tiefen Techno-Sound auseinander gesetzt haben. Tip!
Für Remixe, in denen der Geist von Basic Channel und Chain Reaction atmet, steht auch immer wieder einmal der New Yorker DJ und Produzent Brennan Green. Man höre sich nur einmal seine Überarbeitung von Bubble Clubs “Lonely Acid” an. Als DJ beschreitet er allerdings sehr wilde Pfade durch die Genre hindurch, balearisch leicht, psychedelisch und verspult, krautig und gegen den Mainstream gebürstet, könnte man seine Plattenauswahl bezeichnen. Am vergangenen Donnerstagabend war er in Zürichs Club Zukunft, und wer – wie ich – auf dieses Ereignis verzichten musste, kann sich mit folgenden Mixen Brennan Green ins Wohnzimmer holen.
Brennan Green: Pop Your Funk Vol. 1 (via: Wurst Music Soundcloud)
Weiter geht es mit einem Mix aus der nordspanischen Region Asturias. Radsportenthusiasten werden sie mit dem Berg Alto De L’Angliru, Feinschmecker mit der regionalen Spezialität Sidra in Verbindung bringen. Und der Clubmusic-Connaisseur? Mit Alejandro Rodriguez alias Kresy, der soeben auf dem Label Hivern Disc mit der EP “Lords Of Percussion debütiert hat. Sein Mix für das Playground Mag beginnt mit Patrice Scott und hört nach so namhaften Stationen wie Levon Vincent oder Newworldaquarium bei Vakula auf. Hot!
Kresy: Interview & Mix @ Playground Mag
Next stop: Uzuri Recordings. Die Labelgründerin und -betreiberin Lerato Khati versorgt die Fans ihres Labels in regelmässigen Abständen mit Podcasts der hauseigenen Künstler, zuletzt mit einem Mix von Leonard Strickland alias Big Strick. Dieser wusste mit seinem rohen House-Funk schon auf FXHE zu begeistern und haut immer wieder einmal hitverdächtige Platten auf seinem eigenen Imprint, 7 Days Entertainment, raus. Sein neuester Mix ist pure entertainment, das mehr als nur sieben Tage anhält:
Immer wieder schwer beeindruckt bin ich von den Platten eines Scott Ferguson und seinem Label Ferrispark Recordings. Kürzlich erschien ein Mix von ihm auf der Podcast-Seite Do Not Tape Over. Don’t miss this!
Scott Ferguson – Podcast @ Do Not Tape Over
Bohemian Grove ist nicht nur ein Zeltplatz irgendwo im Süden Kaliforniens, auf dem sich regelmässig die Global Player aus Wirtschaft und Politik einfinden, sondern eine Veranstaltung aus Manchester, deren Organisatoren Gäste wie DJ Jus-Ed, Levon Vincent oder Mike Huckaby einladen. Im Februar war Chicago Skyway zu Gast. Hier der Promo-Mix:
Auch immer wieder gut: Die Drumpoet Community Radio Show, vor allem wenn Kejeblos dafür an den Decks steht. Wundervoll!
Nun sind wir schon fast am Ende angelangt. Den Soundtrack für die Zielgerade liefert Juergen Junker, der Mann hinter Neurhythmics und einzelnen ausgewählten Releases auf Naif oder Laid. Vor zwei Tagen veröffentlichte Junker auf seiner Soundcloud den Mitschnitt eines Sets, das er im Londoner Club Plastic People spielte. Pure class!
Wir sind am Ziel der heutigen Rundschau, und damit ist die Zeit gekommen, über den eigenen Tellerrand hinaus zu blicken. Wir tun dies mit einen Podcast von Behling & Simpson, die seit 2010 von Bristol aus mit ihrem Sound die Herzen derer erobern, die für Bass, Garage, Disco und House schwärmen.
Behling & Simpson: Mix @ Truancy
English (short) version: the week in summary brings you mixes from Brennan Green, Big Strick, Scott Ferguson, Kresy, Behling & Simpson and many others. Enjoy!