Wer gilt als Begründer der “String Theory” in der dance music? Ist es wirklich Derrick May, der 1987 unter seinem Rhythim Is Rhythim-Alias mit “Strings Of Life” ein bis heute präsentes Standartwerk über euphorische Streicher zu leicht arpeggiertem Piano verfasst hat? Oder hat er diese Theorie, deren Grundlagen bereits viel früher angelegt wurden, lediglich populär gemacht?
Wie dem auch sei. Eine Neuausrichtung hat die “String Theory” dieser Tage im Verlag von Will Saul, Simple Records, erhalten. Treibende Kraft dahinter ist Julian Smith alias DJ October, der sich mit seiner Musik seit Jahren stark macht für eine Städtepartnerschaft von Bristol, Berlin, London und Detroit. Will sagen: Sein Stil ist schluffig, schmutzig und rotzig, seine Beats stolpern leicht angekifft-rauchig, seine Bässe schieben breit geradewegs auf die Tanzfläche. Das zeigte er in den vergangenen Jahren auf seinem eigenen Label Caravan Recordings, aber auch auf dem von Raphael Ripperton geführten Perspectiv Recordings sowie als Remixer für – unter anderem – Elastic Dreams (“A Sagittariun – Carina (October’s Full Body Mix)“) oder an der Seite von Appleblim für das schwedische Techno-/House-Phantom Skudge (“Skudge Remixes Part 4“). Zuletzt beeindruckt hat er mich mit “Sticky Fingers“, einer Kooperation mit Borai und wiederum Appleblim, mit denen er eine der schönsten Grenzgänger-Hymnen zwischen Acid House und Bristol Bass 2011 erschaffen hat.
Jetzt tritt Julian Smith auf Simple Records auf, dessen Betreiber im vergangenen Jahr Schlag fünfzigster EP beschlossen hatte, das Label einzustellen. Doch wer würde seine Vorsätze nicht auch über Bord werfen, wenn er die Möglichkeit hätte, eine solche EP wie “String Theory” zu veröffentlichen? Smith hat “Tension Point” mit einer bassstarken Grundierung versehen. Sie bietet seinen kargen und schroffen Beat Pattern optimalen Halt. Auf diese Oberfläche trägt er Bleep-Sounds der alten Schule auf und setzt ganz behutsam einige Synth-Flächen dazu, und schafft damit die perfekte Umgebung, damit sich das sprechend gesungene Vocal im Klangraum entfalten kann. Der Titeltrack “String Theory” – entstanden in der Zusammenarbeit mit Borai – entpuppt sich als hypnotisch-treibende Nummer, über deren Rhythmusgerüst sphärisch klare Synthesizer schweben wie Wolken über dem Meer – eine traumhafte Liaison für melancholieverliebte Euphoriker.
Für Remixe konnte Danny Wolfers alias Legowelt gewonnen werden. Der niederländische Musiker und Produzent erfindet “seinen” Sound von Veröffentlichung zu Veröffentlichung neu. Seine einzige Grenze ist seine eigene Phantasie, und die unausschöpflich. In seinen Interpretationen der “String Theory” türmt er kosmische Synth-Wolken auf, verdichtet Acid-Staub zu amtlichen Wirbeln, lässt Beats donnern und Bässe hart rumpeln oder weich zerfliessen wie Sahnekaramell. Wow!
English (short) version: October is a talented maker of delicious raw music, always in search of good quality, natural and organic ingredients. He only takes the best from market places like Bristol, Berlin, London or even Detroit – a delicate blending of influences. On remixing duties is Danny Wolfers a.k.a. Legowelt who is on a deep driving yet cosmic trip.
Mehr im Web:
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October @ Soundcloud
Legowelt @ Facebook
Legowelt – Podcast @ Little White Earbuds
Legowelt
Simple Records