Andrade – Sugar EP

Wer schafft es, das House-Rad neu zu erfinden, sozusagen den House der Zukunft zu denken und diese Gedanken auch noch in Vinyl hinein ritzen zu können? Anyone? Wem dies gelingt, der soll sich bei mir melden. Er hat was gut bei mir.

Bis es soweit ist, überbrücke ich die Zeit mit aktuellen Veröffentlichungen und ziehe an diesem Donnerstagabend die “Sugar EP” des französischen Produzenten Andrade aus dem Regal. Andrade? Noch nie gehört? Ihr könnt ganz beruhigt sein. Denn bis dato tauchte der Produzent und DJ aus Paris auch bei mir noch nicht als Name auf, den es festzuhalten und im Zettelkasten der House-Musik abzulegen galt. Und das, obschon er sich bereits auf Label wie Pokerflat – “Talk About EP” -, Dessous – “Face De Bouc” – oder Time Has Changed Records verewigt hat. Vielleicht aber habe ich auch gerade deswegen erst so spät von ihm erfahren.

Ausserdem hefte ich House-DJs und Produzenten aus Paris gerne auch einmal vorschnell unter dem Label “Ibiza” ab, denn ein Dan Ghenacia, Dyed Soundorom, Shonky oder DJ W!LD haben ja zu ihren Gigs rund um den ganzen Erdball auch feste Spielzeiten auf der weissen Baleareninsel, und ihr Sound ist mir dann doch ein wenig zu perkussiv, trippig, ganz offenherzig floor-orientiert. House, der gerade auch bei Tageslicht, unter freiem Himmel, am Strand funktioniert. Und ich bin ja doch eher ein Kind der finst’ren Mitternacht.

Wie dem auch sei. Auch wenn ich den Hintergedanken, dass auch Andrade schon bald an der Seite der oben erwähnten DJs Kurs auf die Clubs der Feierinsel aufnehmen wird, einfach nicht loswerde, heisst es: Scheuklappen runter! Denn mit “Police” präsentiert der französische Produzent ein Stück, das von einem unheimlich zugkräftigen Bassmotor angetrieben wird. Kurze, anschwellende Synth Pads, locker eingestreute Snare-Sounds und geshuffelte Hi-Hats sorgen nur für geringen Ballast, so dass Andrade mit dieser Nummer die volle Kondition der Tänzerinnen und Tänzer abfragen kann. “Sugar“, seinen zweiten Track, hat er einem massiven Tuning unterzogen und arbeitet mit maximaler Muskelkraft. Der Bass hat einen grösseren Resonanzraum bekommen, die Kickdrums drücken mit enormer Kraft, die Synth Pads schwellen stärker an und die Snare Claps klingen krisper, schärfer. “Berlin” dagegen – vielleicht seine Hommage an eine der gegenwärtigen Hauptstädte der Clubmusik – fliesst und perlt; Bass und Kickdrums umarmen sich sanft, nehmen die seidigen Piano-Sounds in ihre Mitte und umspielen das nur schwer verständliche Vocal-Sample. Für Remixe sorgen die Pariser Newcomer-Produzentin und Resident-DJ des Rex Club Molly, die auch auf der neuen Rekids-EP von Spencer Parker vertreten ist sowie der Pariser Djulz, Herr der feinen Basskultur und ebenfalls Resident-DJ des Rex Club. Wenn club-orientiert, dann so.

English (short) version: solid house music directly sending you to the floor by French DJ and producer Andrade and famous Parisian Rex Club residents Molly and Djulz. If most of today’s floor-oriented club music was like this EP, we hadn’t such a hard job to filter all kind of releases.

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