Claro Intelecto – Second Blood

Der Brite Mark Stewart alias Claro Intelecto setzt mit seiner EP “Second Blood” auf Delsin genau dort an, wo Lapien, Conforce und Fred P auf Anvers aufgehört haben: Mit der Auseinandersetzung mit dem Dunkel als prägnantem, klanglichem Gestaltungselement. Darin geübt und seine ausdrucksstarke Sprache erworben hat Stewart im Verlauf eines langjährigen Schaffensprozesses, das zu zahlreichen Veröffentlichungen auf Modern Love geführt hat. Seine Tracks sind vorwiegend spartanisch ausgestattete Techno-Skizzen, die beim ersten Anhören wie skelettartige Wesen erscheinen.

Knochentrockene Drums, statische Basspattern, viel Raum zwischen den einzelnen Abfolgen – das zeichnet seine ersten Werke aus. So wurde und wird er mit Minimalismus in Verbindung gebracht, doch hat er mit Stücken wie “Back In The Day” oder “Chicago” gezeigt, dass er sich genauso traumwandlerisch sicher in House- und (Dub) Techno-beeinflussten Gefilden bewegen kann. Und mit “Peace Of Mind” hat er einen Ausflug in die wunderschöne Welt gebrochener Techno-Beats und tiefen Bässen unternommen. Ihn mit purem Minimalismus in Verbindung zu bringen, greift daher zu kurz, wird seinem Schaffenswerk nicht gerecht.

2012 vollzieht Claro Intelecto den Schritt zu der niederländischen Plattform Delsin, wo noch in diesem Jahr ein neues Album erscheinen soll. “Second Blood“, die EP, mag ein Appetitanreger dafür sein. Wenn dem so sei, hat der Brite meine Neugierde definitiv geweckt. Den Titeltrack “Second Blood” kennzeichnet ein auffällig verdickter Bass. Er ist Träger der Lebenskraft dieses Stückes. Seinen Klang bestimmen – einen synästhetischen Vergleich wagend – dunkle, erdige Farbtöne und Karmesinrot, wie man sie in barocken Martyrienszenen vorfindet. Das Stück “Hearts” macht seinem Namen auf Grund (s)eines bradykarden Rhythmus alle Ehre – die Beats pulsieren wie ein stark verlangsamter Herzschlag, und die Synthesizer scheinen aus einem fernen Schattenreich zu uns zu kommen. Bleibt noch “Voyeurism“, dessen Herkunft ebenfalls in diesem Schattenreich zu verorten ist. Doch im Vergleich zu “Hearts” und “Second Blood” schreitet dieser Track ziemlich schnell nach vorne. Mark Stewart führt damit heraus aus diesem Schattenreich in ein weiches Licht, in eine endlose Weite, deren Einsamkeit lange Zeit durch nichts durchbrochen wird. Nichts ist beseelender für Körper und Geist.

Claro Intelecto – Voyeurism by Delsin Records

English (short) version: Manchester based producer will release his third album this year. It will be published on Dutch techno imprint Delsin Records. There, he also sets free three tracks on “Second Blood”. This record is his first EP after “New Life” which hit the stores in 2010. His tracks are gloomy ballads, drenched in slow-burning melancholy.

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