Das alte Jahr neigte sich seinem Ende entgegen. In wenigen Tagen würden wir die Schwelle zu einem Neuen, noch Unbeschriebenen überschreiten. Draussen war es dunkel, regennass und windig. Drinnen herrschte Stille. Ich war ein wenig überreizt und übersättigt vom Thema House und Club. Noch eine weitere neue Veröffentlichung mit geraden Beats anhören? Das schien zwischen den Jahren fast unmöglich. Bassdrum, Snare, Tom, Hi-Hats, Synthies – all dies verschwamm zu einem einzigen Klangbrei, hatte keine Struktur mehr, keinen Raum, in dem sich der Klang und der Rhythmus entfalten konnten.
Dieses Gefühl des Nichtmehrkönnens war allerdings mit einem Mal vorbei, denn ich hielt Katalognummer #005 von einem französischen Label namens TEP Recordings (The Exquisite Pain Recordings) in den Händen, produziert von Move D, DJ Laté und Eddie C. Drei Produzenten, deren Stücke immer gehen, ganz gleich in welcher zerrütteten Lage sich die House-Seele befindet. Insbesondere Move D ist so etwas wie ein House-Seelsorger, dessen Musik gebrochene House-Seelen aufrichten kann.
Woran liegt das? Die Arbeiten des Heidelberger DJs und Produzenten kommen einem mit einer vertrauensvollen Wärme entgegen, ganz so, als ob man bereits im Mutterleib von ihrem Klang umgeben war und ein reines Urvertrauen zu ihnen ausbilden und entwickeln konnte. So kann man gar nicht anders, als sich auf Grund der gespeicherten Einnerungen ihren Frequenzen hinzugeben. Zudem – und das ist der Musiker Move D – beinhalten seine Stücke stets weitere, über die Grenzen des House hinausgehende musikalische Elemente, die entweder Melodie, Rhythmus oder Harmonie eine besonders raffinierte Note verleihen.
In diesem Fall, bei “Serge & Josephine” also, ist es das Tribut an Serge Gainsbourg und Josephine Baker, welches – unter anderem – auf “Le Fou” zu der Arbeit mit Textfragmenten in französischer Sprache geführt hat, die mit dem Titel des Tracks in Dialog treten. Die zupackenden Midtempo-Beats liegen auf einem samtweichen Basskissen, umschmeichelt von den zärtlichsten (gefilterten) Synthesizern, die House haben kann. Den Zustand der Entspannung, der sich beim Hören einstellt, möchte man auf ewig bewahren. Auf “Soon Solitude” richten Move D und DJ Laté ihren Blick in die unendlichen Weiten des Weltalls, aus denen diese Musik des Stückes zu stammen scheint. Kosmische Himmelswanderer der House Musik.
Als Remixer hat das Label Edward “Eddie C” Currelly verpflichtet. Dem Vernehmen nach hat der Kanadier seine von ihm so sehr geliebten – und derzeit wohl mit einer dichtweissen Schneedecke überzogenen – Rocky Mountains gegen Berlin eingetauscht. Macht durchaus Sinn im Hinblick auf das Vorantreiben musikalischer Ideenentwürfe. [Den diesjährig schneearmen Winter betrachtend, hätte ich persönlich jedoch nichts dagegen, die grüngrauen Schwarzwaldhänge gegen eine Holzlodge in Banff einzutauschen.] Auf Label wie Endless Flight oder 7 Inches Of Love vereinte er perlenden Discofunk mit balearischen Dubs, packte griffige House-Beats drunter, und mischte damit die Slow Motion-Szene gehörig auf. Das balearisch leichte Musikgefühl hat er sich bis heute bewahrt und spielt es auf TEP Recordings in voller Bedeutung des Wortes aus. Verhallende Synthies, Gitarren-Akkorde, Klangfolgen, die melancholische Gefühle wecken. Folk-Bart stehen lassen, balinesisches Batikhemd rauskramen, und tanzen, bis man zu schweben beginnt.
TEP005 – Move D feat. Dj Laté Vs Eddie C – Serge & Josephine by TEP Recordings
English (short) version: Move D teams up with his Workshop Records producing partner Thomas Meinecke a.k.a. DJ Laté, delivering two cosmic slow-burning house cuts celebrating the truly romantic and dreamy qualities of house music. Eddie C on remixing duties is layering sprinkles of stardust on top for a silky, glossy balearic delight.
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