Bisher habe ich eine grosse Vorsicht walten lassen und Zurückhaltung geübt, wenn das Thema “Chart List” zur Sprache kam. Denn eine solche Aufzählung von Songs und Tracks ist meines Erachtens immer sehr stark momentgetrieben, in einem hohen Masse von der eigenen aktuellen Stimmung, von Tageseindrücken, und so weiter, abhängig. In den allermeisten Fällen sähe diese Liste vierundzwanzig Stunden später sicher wieder ganz anders aus.
Zudem bestehen aus meiner Sicht keine feststehenden, keine abschliessend definierten Massstäbe, anhand derer beurteilt werden kann, warum gerade Stück A und weshalb nicht Stück B erwähnt werden soll. Produktionstechnik, Produktionsweise, Innovation, wie oft und von wem gechartet und gespielt, auf welchem Label erschienen, und so weiter – das alles könnte sicher in eine Bewertung mit einfliessen. Doch darum geht es mir persönlich nicht. Natürlich finde ich es ganz grossartig, wenn ein Produzent ausschliesslich mit analogen Geräten arbeitet, sich quer durch die Roland-Familie hindurchjammt, die Moogs nicht unberücksichtigt lässt, und wenn die Fender Keys tatsächlich an einer Fender Rhodes eingespielt wurden. Doch kann genauso Einzigartiges entstehen bei Produzenten, die mit enormem Feingefühl für rhythmische Strukturen, für klangliche Stimmungen und Sounds an die Produktion eines Tracks, vielleicht sogar eines ganzen Albums herantreten, dabei aber (fast) ausschliesslich Software zum Einsatz kommt.
Wie auch immer. Producer Talk, Tech Talk und Grabenkämpfe können an anderen Stellen im Netz viel besser ausgetragen werden. Denn die Reihe “Jahresendlieblinge” soll vor allem eines tun: zeigen, dass im Grossraum Freiburg nicht wenige Menschen leben, die sich mit Musik intensiv auseinander setzen; dass gerade im bald auslaufenden Jahr 2011 eine ganze Reihe junger leidenschaftlicher DJs eine Nische für sich entdecken und besetzen konnten; dass auf die stilsichere Auswahl der bekannten Lokalhelden ein weiteres Jahr Verlass war.
Den Anfang in Sachen Jahresendlieblinge macht Martin Elble aus Offenburg. Wer einmal auf seiner MySpace-Seite vorbei- und in die von ihm regelmässig veröffentlichten Playlists reinschaut, wird sehr schnell feststellen: Martin Elbles musikalische Wurzeln sind so tief, dass er sich so schnell nicht erschüttern und von Hypes hinwegraffen lässt. Trotzdem bleibt er stets auf der Höhe der Zeit, wie seine Zehnerauswahl zeigt. Da sein Guest Mix zur Zeit noch in meiner Soundcloud schwebt, wird dieser obendrein noch einmal hier verlinkt:
Martin Elble – Keep It Deep Guest Mix by keep-it-deep
Jahresendlieblinge, carefully selected by Martin Elble
1. Osunlade – Envision (Âme remix)
2. Todd Terje – Ragysh
3. Virgo Four – It’s a Crime (Caribou Remix)
4. Noir & Haze – Around (Solumun Vox)
5. Ronny & Renzo – Heartbreak Theme (C2 Cinermxmix)
6. Fink – Move On Me (Marcus Worgull Edit)
7. Matthias Meyer – Love Unlimited Vibes 003
8. Space Ranger – Plastic Romance feat. captn. K (Motorcity Drum Ensemble Remix (Marcus Worgull Edit))
9. Rainer Trüby – Welcome To Our World
10. Womack & Womack – MPB (missin´persons bureau) Paradises Ballroom Mix (Frankie Knuckles)
English (short) version: Today sees the launch of a little new series called “Jahresendlieblinge”. I asked a few local DJs to create an elaborate list of their very personal end-of-year-//this-year’s-standout tunes. This is to showcase the musical diversity of our regional House-/Techno-/Disco-scene far away from big room clubs. The series kicks off with Martin Elble. Hailing from Offenburg, he’s been into deep soul-rooted music, be it disco, be it house or techno, since ages. His selection is upfront, timely and classy at the same time.