“House ist tot”. Dieser Spruch zierte Mitte der Nullerjahre den einen oder andern Flyer in Freiburg. Solch apodiktische Aussagen sollten jedoch nur Menschen treffen, die ihre Behauptung auch mit unumstösslichen Argumenten unterfüttern können. Natürlich sollte diese Bekundung irgendwie frech, polemisch, scherzhaft oder sonst wie sein. Vielleicht schwang dabei auch die Hoffnung mit, dass diese Musik, eben House, baldmöglich der Vergangenheit angehören werde.
Jetzt schreiben wir zwanzigelf. In kaum mehr als zwei Monaten zwanzigzwölf. Und House lebt immer noch, um nicht zu schreiben: house music is stronger than ever! Dazu tragen gerade auch die Vielzahl aufstrebender, extrem talentierter und sich leidenschaftlich mit der Musik, dem Auflegen wie dem Produzieren, befassender Leute. Diese, so scheint es, investieren wenn nicht ihr gesamtes Leben, so doch wenigstens ihre ganze Freizeit in das Arbeiten an eigenen Tracks, bespielen eigene und fremde Veranstaltungen, und, und, und. Sehr oft auch wagen sie den Schritt, ein eigenes Label zu gründen. Und das ungeachtet aller Rufe nach Wirtschaftlichkeit.
Wirtschaftlichkeit. Dieses Wort, wenn wir schon dabei sind, zählt zu meinen absoluten Hasswörtern. Genauso wie ich Sätze wie “Es lohnt sich nicht.”, “Es rechnet sich nicht.”, “Es zahlt sich nicht aus.” nicht mehr hören kann. Denn was gibt es – gerade in der Kunst – grausameres, als wenn Menschen und ihre Werke auf den rein wirtschaftlichen Nutzen reduziert werden?! Dieses formelhafte Wiederholen und krankhafte Betonen des wirtschaftlichen Nutzens schränkt doch lediglich Lebensfreude, Lebendigkeit und Lebenslust, in der Folge auch Kreativität und Schaffenslust ein.
Deswegen ist es umso unterstützenswerter, wenn sich immer wieder einmal zwei, drei Menschen, die den schönen Künsten, in diesem Fall der (Club-)Musik, nahe stehen, ihre Leidenschaften und Energien bündeln und diese für ein Projekt wie das folgende aufwenden: Mutual Musik. Hinter diesem kleinen Imprint stehen Fine Heininger und Johannes Beck. Beide leben in Berlin und sind dort an den unterschiedlichsten Kunstprojekten aktiv beteiligt. Letzterer hat sich in den letzten Jahren mit nur wenigen Veröffentlichungen als Musiker und Produzent hervorgetan, dessen zartschmelzender House warmes Wohlbehagen schafft. Zuletzt trat er mit “Rendezvous” auf dem Leipziger Label Kann Records in Erscheinung, auf dem er 2008 auch mit “The Flashlight Hits The Rocker” sowie “Ruhig Sein” debütierte. 2010 folgte dann der Kick-Off auf Mutual, wo er sich die EP-Länge mit Dürerstuben, dem Projekt von David Hofmann und Till Gerloff teilte.
Doch nun zu “Prince Of The Night“. Auch hier begegnet man wieder einem Piano-Instrumental als Haupt-/Leitmotiv des Tracks. Um dieses herum baut Johannes Beck einen anfänglich sehr zarten, fast schon schüchtern auftretenden House Groove auf. Dieser gewinnt mit zunehmender Dauer an Ausdruckskraft, gerade auch weil zwischen dem Gitarrenlick, den Drumpattern und der Bassline eine unvergleichliche Verbindung entsteht. “Prince Of The Night” hat für diese EP auch eine Bearbeitung von Map.ache erfahren. Der Mitgründer von Kann Records bricht dafür den Track auf, setzt Akzente bei der rhythmischen Gestaltung und beeindruckt mit einem fein abgestuften Aufbau, einer fliessenden Dynamik und einem hohen Mass an Musikalität.
Bleibt noch “Midnight“. Johannes Beck hat hierauf mit dem Berliner DJ und Produzenten Tristen – Aim, WHITE -, zusammengearbeitet. Beide haben mit diesem Stück den perfekten Soundtrack für diesen einen zauberhaften Augenblick geschaffen, in dem das Verabschieden des alten Tages und das Begrüssen des neuen Tages ineinander übergreifen. Ach, wie oft schon habe ich mir gewünscht, dass diese Nullzeit etwas länger andauern möge. Bei “Midnight” tut sie es!
English (short) version: Berlin based producer Johannes Beck debuted a couple of years ago on Kann Records with a more melodic and still pulsating interpretation of house music, incorporating guitar hooklines, driving basslines and piano. Now, he’s back with “Prince Of The Night”, another 12″ on his own imprint Mutual Musik. There, he continues spreading a deep house music that is dreamy and catchy, shy and cordially outgoing at the same time. Try also the stunning remix by Kann Records co-founder Map.ache and “Midnight”, a teamwork between Johannes Beck and Tristen of Aim Records fame. This is my most favourite tune on this EP. Guess why!
Johannes Beck – Prince of the Night | Mutual 02 | Snippets by Mutual Musik
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Johannes Beck – Inverted Audio Mix #26
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