Clubkultur sei stark von hedonistisch-egoistischen Werten geprägt. Der Clubgänger sei jung, selbstsicher und ichbezogen. Liest man immer wieder, in wissenschaftlichen Untersuchungen, in Zeitungsartikeln oder Blogeinträgen. Auf manche Orte mag das zutreffen genauso wie auf manche Menschen, vor allem wenn sie nur in sehr kurzfristigen, kommerziellen und oberflächlichen Kategorien denken und danach handeln.
Da Musik auch als kultureller Ausdruck einer Gesellschaft zu verstehen ist, wird unschwer deutlich, dass der Sound eingangs beschriebener Gruppen und Orte einer hohen Schnellebigkeit unterworfen ist. Ihr Hit von heute ist morgen sowas von öde. Nimmt man sich dieser Sounds etwas ausführlicher an, kann aus ihnen folgendes gemeinsames Merkmal abgeleitet werden: inhaltliche Beliebigkeit. Konkretes Beispiel gewünscht? Diese ganzen James Blake-Edits. Taugen – wenn überhaupt – gerade einmal einen Sommer, wirken Charakterlose Trittbrettfahrersounds.
Ganz anders hingegen tritt Contra Communem Opinionem auf. Der junge Produzent aus der Schweiz bricht bereits auf Grund des Bedeutungsgehalts seines Namens mit dem von einer Mehrheit Akzeptierten, mit etablierten Vorstellungen. Damit zieht er schon auf einer seiner Musik vorgelagerten Ebene eine sehr deutliche Grenze zu nur kurzfristig wirkenden, nicht in die Tiefe gehenden Sounds.
Diese, seine Musik, veröffentlicht er seit geraumer Zeit auf Mathematics Recordings, Enterbt Records oder Permanent Vacation. Zudem ist er Mitglied von Late Invitation und Wavetest. Somit steht er sowohl unter dem Einfluss der Züricher Tiefenentspanntheit, wie sie in der Drumpoet Community gepflegt wird. Zudem befindet er sich im hochenergetischen Kraftfeld Chicagoer Warehouse-Sphären. Wie wirkt sich das auf seine Musik aus? Contra Communem Opinionem steht für House, der mit einem ordentlichen Schuss Acid und Disco versehen ist. Seine Tracks zeichnen sich aus durch einen Sound, den schwebende Wolken aus kosmischem Sternenstaub umgeben, den aber auch frostig kühle Snares und Claps wie Reif überziehen.
Soeben ist mit “The Social Changes” eine weitere 12″ auf dem Label Plak Records erschienen. Hier liefert er mit “Structural Drift” und “Structural Constraints” zwei Kleinode aus der analogen Welt, die man sich nicht entgehen lassen sollte. Ich staune immer wieder darüber, welch emotionale Tiefenwirkung wärmende Synthesizer-Harmonien und die zwitschernden Acid-Sequenzen entfalten können und mit Sicherheit eine Hinwendung zu einem Gegenüber, zur Gemeinschaft der Tanzenden bewirken können.
cco | structural drift | PLK23 | 12″ | sneak preview by chaton/plak
cco | structural constraints | PLK23 | 12″ | sneak preview by chaton/plak
English (short) version: Contra Communem Opinionem is a young, up and coming producer from Zurich / Switzerland. He already released several 12″ on Mathematics Recordings, is part of Late Invitation and Wavetest of Drumpoet Community fame. On Plak Records, he brings deep, rolling house rhythms with warm synthesizers and acidic melodies into a perfect equilibrium. Don’t miss this hell of a release!
Mehr im Web:
Contra Communem Opinionem @ MySpace
Contra Communem Opinionem @ Soundcloud
Chaton / Plak Records @ Soundcloud
Plak Records