Ihre Musikinstrumente baut die Band Konono No. 1 aus Schrott. Musikalisch bewegt sich das Kollektiv aus dem Kongo zwischen World Music und Techno. Am Sonntag geben die Musiker ein Konzert in Basel.
Bereits seit den Sechziger Jahren gibt es Konono No. 1, die Band um Gründungsmitglied Mawangu Mingiedi. International bekannt geworden ist sie allerdings erst mit der Veröffentlichung ihres Debütalbums “Congotronics”. Das erschien 2005 auf dem belgischen Plattenlabel Crammed Discs, 1980 vom Avantguarde-Rocker Marc Hollander (Aksak Maboul) in Brüssel gestartet.
Mit Erscheinen der sieben, auf “Congotronics” zusammengefassten Stücke, war denn auch der Name für das Genre gefunden, für das Konono No. 1 mit seiner Musik steht. Ein Kofferwort aus Kongo, dem Heimatland der Bandmitglieder, und Electronics. Traditionelle kongolesische Musik trifft elektronische Musik. Diese bringt sie am Sonntag auf die Konzertbühne des Basler Clubs Kaschemme.
Der Sound Mingiedis und seiner Bandkollegen, zu denen mittlerweile auch sein Sohn Augustin gehört, wurzelt tief im Bazombo, einer traditionellen Stammesmusik aus dem Süden des Kongo, unweit der Grenze zu Angola. Sie besteht aus wechselnden rhythmischen Mustern, denen eine schnelle Anschlagsfolge gemeinsam ist. Sie überlagern sich fortlaufend und formen sich zu einem polyrhythmischen Muster.
Stets im Mittelpunkt steht dabei das Likembé, eine Art Daumenklavier. Es besteht aus Metallzungen unterschiedlicher Länge und Stärke, die auf einem Holzkästchen als Resonanzkörper befestigt sind. Zudem sind die Metallzungen mit einer Art Resonator verbunden, der den Klang verstärkt, aber auch weicher macht. So erzeugen sie verträumte, bisweilen aber auch knarzige Klangmuster, die an dubbige Synth-Pattern der elektronischen Musik erinnern.
Darum herum schichten die Musiker von Konono No. 1 Chantgesänge und kurze, mehr oder weniger melodische Klangfolgen und Percussion-Effekte. Diese arbeiten sie aus selbst gebastelten analogen und elektronischen Instrumenten heraus. Wrackteile eines Autos verarbeiten sie genauso wie alte Küchengeräte, Pfannen, Deckel und Töpfe. Sie bilden Bassdrum, Hi-Hats, Becken. Mit diesen erzeugen die Musiker und Percussionisten einen hypnotischen Groove, der mitunter an treibende Technoproduktionen erinnert. So verwundert auch nicht, dass der Berliner Techno-Produzent Mark Ernestus sich der federleichten Polyrhythmik angenommen und sie mit seinen tiefen Dubbässen unterlegt hat.
Nicht die einzige Kollaboration. Bereits 2007 ging die isländische Sängerin Björk mit Konono No. 1 ins Studio und arbeitete mit ihnen für den Song “Earth Intruders” zusammen. Dieser erschien 2007 auf Björks Album “Volta”. Auf der anschließenden Promo-Tour waren die Musiker aus Kinshasa ebenfalls dabei. 2010 klopfte der Jazzmusiker Herbie Hancock an und brachte Konono No. 1 für sein Album “The Imagine Project” mit Künstlern wie Seal und Jeff Beck zusammen. Das Album wurde bei den Grammy Awards 2011 für die beste Zusammenarbeit mit Gesang im Bereich Pop nominiert. Eine späte Anerkennung.
Wenn sie am Samstag ihren gerne auch als Roots-Techno bezeichneten Sound auf die Bühne der Basler Kaschemme bringen, bekommen sie musikalische Unterstützung von den Konzeptlos-Disc Jockeys. Vor dem Konzert serviert der in Basel lebende Mactar Kane Spezialitäten der zentralafrikanischen Küche.
BASEL, Konono No. 1, Kaschemme, So, 15. Februar 2015, Türöffnung ab 18 Uhr, Konzertbeginn 21 Uhr. Die Tickets kosten 25 Schweizer Franken und sind limitiert auf 170 Stück.
[Dieser Beitrag erschien auch auf bz-ticket.de]
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