Als Dunkeltier editiert und remixt er Synthpop, New Wave und EBM der 1980er Jahre. Unter seinem Sneaker-Alias überträgt er die Stimmung dieser Genre in die House Musik. Hinter beiden Pseudonymen steckt Thomas Smorek aus Dresden, der zum Jahresende und -anfang einen Mix für die Podcastreihe beisteuert.
Der Mix ist ein Mitschnitt eines Sets, das er im September 2014 im Club Muna in Bad Klosterlausnitz gespielt hat. Dort bespielte das Dresdner Plattenlabel Uncanny Valley einen Floor mit Break SL, Steve Kasper und eben Smorek als Sneaker. Der Mix zeigt eine warme Seite des Produzenten, der Anfang November diesen Jahres unter anderem Stücke der Wave- und Synthpop-Bands Xymox und Kozmonaut für das Editlabel Macadam Mambo Edits bearbeitet hat. “Nach dieser EP nimmt man mich erst Recht als Künstler mit einem Faible für kühlere, düstere Gefilde wahr. Doch meine Musik ist sehr divers. Sie wird nur von der ästhetischen Klammer der Jahre 1976 – 1996 zusammen gehalten”, sagt er.
Die 1990er Jahre, Garage-, New York-, New Jersey-House, Tanzmusik mit schwarzem, lateinamerikanischem, vor allem aber queerem Hintergrund: Für diese Spielart der elektronischen Musik hatte Smorek in seiner Jugend nicht viel übrig. Er war ein Gabber-Kind und House war “zunächst nerviger, englischer Garage auf MTV mit kreischenden Gospel-Röhren à la Ride On Time oder M-People”, erzählt er. Erst Platten von Green Velvet, DJ Sneak und Dance Mania öffneten ihm die Augen. “Da spürte ich, wo der wahre Gral zu finden ist.”
Heute schätzt er an der Musik dieser Zeit, wie sie zum Beispiel auf Nu Groove oder Murk erschienen ist, den direkten, körperlichen Groove auf der einen, das Emotionale, die unverblümte Sentimentalität in Sprache und Melodie auf der anderen Seite. “Wir Weißbrotheten haben es da echt schwer, mitzuhalten”, sagt er. Zu seinen weiteren musikalischen Einflüssen gehört neben DJ Hell und seinen ersten International Deejay Gigolo-Platten auch Carlos Sosa, besser bekannt als DJ Sneak. Von ihm leitet Smorek auch sein heutiger DJ-Name ab. Diesen verwendete er zunächst jedoch nur in der Graffiti- und Writer-Szene. “Als ich die ersten Auftritte als DJ hatte und einen Namen brauchte, hatte ich den bei meinen Freunden schon weg”, sagt er und lacht.
Auf die 1990er Jahre oder eine ganz bestimmte Nische der House Musik festlegen, möchte sich Smorek weder als Disc Jockey noch als Produzent. House soll in seinen Sets und Produktionen zwischen Italo und New Beat, Industrial und Wave, Acid und Garage leben. “Auch zugefrorene, kühle Seen können sehr tief sein”, sagt er und verweist auf seinen Remix für die spanische Industrial-Gruppe Esplendor Geometrico, der auf Frigio Records erschienen ist. “Mit Labelbetreiber Juanpablo habe ich angefangen, andere musikalische Wege zu gehen, als die Vorbekannten.”
Zu diesen zählen vor allem seine Beiträge für das Dresdner Plattenlabel Uncanny Valley, das Stück “You Think You Think” (UV 04), die EP “Java / Sumatra” (UV16), der Remix für Optokoppler (UV20.1). “You Think You Think” sorgte für Aufsehen. Daniel Avery beispielsweise lizensierte das Stück für seinen FabricLive-Mix, Deetron für seinen Balance-Mix.
Auch persönlich fühlt sich Smorek dem Label- und Künstlerumfeld von Uncanny Valley verbunden. “Mein bester Freund und Nachbar Jacob Korn war mir in den letzten zwei Jahren ein Mentor in Sachen Equipment und Produktion. Man höre sich nur einmal seine selbstgebaute 808 auf seiner Webseite an”, erzählt er. Mit dem Uncanny Valley-Sublabel Rat Life, kuratiert von Alexander Dorn alias Credit00, hat er zudem eine Plattform für schroffere, härtere Klangskizzen gefunden. “Credit und ich haben halt beide diesen Kunsthochschul-Hintergrund, etwas abseitig und durchgeknallt, fordernd und Studio statt Einbauschrankwand.” Irgendwo dazwischen wird sich dann auch seine neue Vinylschallplatte einpendeln, die demnächst auf Rat Life erscheinen wird.
PODCAST
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