Das Wort Astralreise hat in der Vergangenheit schon für manch ein Arrangement herhalten müssen, um dessen Musik in Worten annähernd zu erfassen. In der Regel waren es Stücke von einer durchweg langsameren, sozusagen vom Abfahrtstempo der Clubwelt entschleunigten Spielart. Tracks mit einem Groove, der bewirkte, dass sich Geist und Seele vom physischen Körper ablösen und befreien konnten.
Dann tritt der Berliner DJ und Produzent Moomin mit seiner ersten eigenen 12″ auf WHITE, “Heads Or Tails“, auf und verleiht einem Stück darauf den Titel “Astral Travelling”. Was nun? Die Musik beschreiben und dasselbe Wort verwenden? Könnte man. Wäre aber nutzlos. Denn eine solche Umschreibung wäre zirkulär.
Doch was sind eigentlich Astralreisen? Gerne werden sie definiert als ausserkörperliche Erfahrungen, als sogenannte “out of body experience”. Der Erlebende befindet sich dabei in einem veränderten Bewusstseinszustand, der ihm das Gefühl vermittelt, sich ausserhalb seines physischen Körpers zu befinden beziehungsweise mit einem zweiten, materielosen Körper ausserhalb einer physischen Welt und ihren Gesetzmässigkeiten zu stehen. Manche nennen diesen zweiten Körper auch den “feinstofflichen Körper”. Sie glauben, damit tatsächlich durch die verschiedenen materiellen und nicht materiellen Ebenen des menschlichen Daseins und des Universums reisen zu können. Dann wiederum gibt es wissenschaftsgläubige Menschen. Sie sind der Ansicht, dass es sich dabei lediglich um Tagträume handele, und dass diese mit elektromagnetischen Impulsen im Gehirn zusammenhingen.
Ob lediglich elektromagnetischer Impuls, ob tatsächlich ausserkörperliche Erfahrung, beim Hören von Moomins Track “Astral Travelling” findet man sich sehr schnell wieder in einem Zustand des luziden Träumens wieder. Man glaubt, sich in weiten, kosmischen Sphären aufzuhalten. Der Berliner Jung-Produzent nimmt einen dazu mit einem seidigen Streicherauftakt an der Hand. Auf ihn folgen eine markante Kickdrum, ein warmer Bass sowie Synth-Akkorde, die eine wehmütige Stimmung heraufbeschwören. Zu ihr passen denn auch gut ein sensibel geblasener Bläsersatz, bei dem eine gewisse Melancholie mitschwingt, sowie das programmatische “Remember”.
“Sundaymoon” hält diese Stimmung aufrecht, steigt aber direkter ein in die kosmischen Sphären spiritueller House Musik. Mit “Heads Or Tails” legt Moomin eine EP vor, die mit ihrer Musik weit entfernt von sämtlichen Gegenwartsbezügen ist und eine träumerische Illusion erschafft. Zum Dahinschweben.
English (short) version: two tracks with a smooth-ass ethereal groove – this is Berlin based DJ and producer Moomin on WHITE. Dig or die!
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WHITE Records