“Fedime’s Flight” und “Bohemian Sunset” aus dem Jahr 1997, “Let Me Show Ya” oder “I Can See” von 2008: Vier von unzähligen Songs des Berliner Disc Jockey- und Produzentenkollektivs Jazzanova. Das tritt am Mittwoch, 2. April, zusammen mit Sänger Paul Randolph im Burghof Lörrach auf.
Jazzanova, besonders die Disc Jockeys Alexander Barck und Jürgen von Knoblauch, waren und sind in Freiburgs Clubs gern gesehene Gäste. Wie oft sie bei Rainer Trübys Root Down im Waldsee an den Plattenspielern standen, lässt sich mittlerweile nur noch schätzen. Gut, das ist leicht übertrieben. Aber bei Jazzanova darf man das auch einmal.
Ihre erste Platte, die “Jazzanova EP” mit dem inzwischen zum Klassiker gereiften “Fedime’s Flight” habe ich etwa ein Jahr nach ihrer Veröffentlichung zum ersten Mal gehört. Zu dieser Zeit war ich in London, etwas orientierungslos, was die Ausrichtung meines Lebens und meiner musikalischen Identität betraf. In diese Stimmungslage trafen mich der treibende Shuffle Groove und die entspannte Klangatmosphäre von “Fedime’s Flight”.
Ich war in irgendeiner Bar, hörte das mir bis dahin unbekannte Stück, ging zum Disc Jockey und fragte ihn nach dem Titel. Dieser drückte mir das Plattencover in die Hand. Er grunzte irgendwas von “Dein Akzent verrät dich. Du kommst aus Deutschland, wie die Produzenten auch.”
Seither ist viel Zeit vergangen. 2002 veröffentlichte das Kollektiv um Axel Reinemer, Claas Brieler, Stefan Leisering, Jürgen von Knoblauch, Alex Barck und dem inzwischen ausgeschiedenen Roskow Kretschmann das erste Album, “In Between”. Es entstand auf Grundlage alter Samples, Hip Hop, Jazz, Soul, lateinamerikanische Tanzmusiken und gebrochene Beats als Haupteinflussgrößen.
Sechs Jahre später legten die Produzenten mit “Of All The Things” nach. Das Sampling rückte mehr und mehr in den Hintergrund. Jazzanova ging vermehrt mit Musikern ins Studio, die ihre Ideen mit Instrumenten umsetzten. Mit den “Funkhaus Studio Sessions“, erschienen im Frühjahr 2012, hat der Liveanteil in ihrer Musik noch einmal zugenommen. Darauf enthalten: Überarbeitete Versionen der bekanntesten Jazzanova-Stücke, von dem bereits erwähnten “Fedime’s Flight” über “No Use” zu “I Can See” und “I Human”, das sie eigens für das Album geschrieben haben. Diese stellen sie am Mittwoch im Burghof Lörrach live vor.
Für die “Funkhaus Studio Sessions” gingen das Jazzanova-Kollektiv mit Sänger Paul Randolph und einer siebenköpfigen Band in das Studio des einstigen DDR-Rundfunkorchesters. Allerdings: Mir erschliesst sich nicht ganz, warum man für ein Livealbum die technisch einwandfreie, aber klinisch reine Umgebung eines Tonstudios aufsuchen muss. So klingt live eben doch nicht live. Das wird beispielsweise deutlich bei der Funkhaus Session-Version zu “Believer”. Die ist schwindsüchtig fahl und blass. Der Bass – im Vergleich zum Remix-Original klingt schwindsüchtig, eingesunken.
Die Stärke: Paul Randolphs Stimme, die sich mal samtig-weich an die Bassläufe schmiegt, in der Hitze der Hi Hat-Shuffles schmilzt und dem Album doch einen Livecharakter, die Atmosphäre eines rauchigen Clubs verleiht. Der Club ist auch der Ort, an dem Jazzanova als Disc Jockey- und Produzentenkollektiv seinen Anfang nahm. Dort können sie ihre Erfahrungen ausspielen.
Weiterführende Links:
Facebook: Jazzanova
Soundcloud: Jazzanova
Webseite: Jazzanova
YouTube: CDR Berlin Workshop: Jazzanova
YouTube: Jazzanova feat. Paul Randolph live in Gdansk (2012)
[Foto: Jazzanova Promo]