Ende März wird die Zeitschrift De:Bug, das deutschsprachige Fachmagazin für elektronische Clubmusik und “elektronische Lebensaspekte” zum letzten Mal erscheinen. Nach 16 Jahren beeindruckender journalistischer und auch herausgeberischer Arbeit ziehen Redaktion und Verlag einen Schlussstrich.
“Ein unabhängiges Magazin […] zu machen, ist in den letzten Jahren immer schwieriger geworden und die Beine, die man sich dafür ausreißen musste, wachsen auch nicht nach”, schreibt Sascha Kösch, Herausgeber und Mitgründer der De:Bug, in einer Mitteilung auf de-bug.de. Diese erreichte mich gestern Nachmittag während der Arbeit – und traf mich wie ein Stich ins Herz.
Minuten nachdem diese Meldung online ging, war meine Facebook-Timeline voll mit Beileidsbekundungen. Diese reichten vom einfachen “#sadface” und “Danke für alles” bis hin zu ausführlich formulierten Würdigungen. “”Die De.Bug steht für Ursprung, Innovation, gute Musik, Freigeist. Ein Vorbild in Design, Sprache und Status. Aber auch wir wissen um die Schwere des Seins und würdigen die Leistung und den erforderlichen Antrieb für Glauben und Selbstachtung”, schrieb zum Beispiel sceen.fm, ein Webradio für elektronische Musik.
1997 erschien das erste Heft. Damals konnte man es noch in Berliner Clubs, Bars und Plattenläden mitnehmen. Es sollten noch rund vier Jahre vergehen, bis ich meine erste De:Bug in den Händen hielt. Es war im Winter 2001. Ich war gerade nach Freiburg gezogen und hatte mich zwischen Universität, Jobsuche, erste Freund- und Liebschaften im Breisgau eingerichtet.
An einem Morgen kam ich viel zu früh an die Uni. Ich holte mir einen Kaffee und setzte mich vor den Vorlesungssaal. Auf einem Tisch lagen Studenten- und Karrierezeitschriften wie Unicum oder Azur. Ich blätterte mich durch sie hindurch, als mein Blick auf ein Heft fiel, dem der Einband fehlte. Auch fehlten zwei, drei Seiten im Heftinneren. Sie waren herausgerissen. Ich las die Texte, Interviews, Rezensionen, und auf einmal machte alles Sinn: die Musik, die ich im Club oder früher nächtens im Radio gehört, die ich mir ab und zu in Plattenläden gekauft hatte.
Seit dieser Zeit habe ich fast jede Ausgabe gekauft, beim Zeitschriftenhändler. Sehnsüchtig wünschte und wünsche ich mir auch heute noch das Monatsende herbei, um die neue Ausgabe in den Händen zu halten. Ich las alles mit großer Begeisterung, auch und gerade die Artikel über Technik, Netzkultur, den Umgang mit Neuen Medien, et cetera. Diese Beiträge kennzeichneten eine Stärke der De:Bug. Die Autorinnen und Autoren setzten sich intensiv mit Themen auseinander, die von Tages- oder Wochenzeitungen und -zeitschriften erst viel später aufgegriffen wurden, wenn überhaupt. Bestes Beispiel ist die aktuelle Ausgabe,
Mir steht nicht zu, über Ursachen und Gründe zu spekulieren, die Redaktion und Verlag zu dieser Entscheidung bewogen haben. Modelle wie Affiliate-Provisionen oder Digital-Abonnements einbringen, wäre gewissermaßen Eulen nach Athen tragen. Wer, wenn nicht die Herausgeber der De:Bug, haben bereits an solche Optionen gedacht.
Sollte Heft Nr. 181 tatsächlich die letzte Ausgabe der De:Bug sein, wird sie mir fehlen – so wie mir damals im Winter 2001 die zwei, drei Seiten im Inneren meiner ersten De:Bug gefehlt haben. Damals tat sich eine Informationslücke auf, und so wird es auch ab April 2014 sein. Wer kann, wer wird sie schließen?
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