Die Schweiz. Nahezu zwei Jahrzehnte war Bern, die Kapitale dieser kleinen Alpenrepublik meine Heimat. Auch in musikalischer Hinsicht. Hier fand mein Erstkontakt zu House und der Szene der elektronischen Musik insgesamt statt. Als Fünfzehnjähriger, in den Mittneunzigern, hielt ich meine erste Compilation dieser Sounds, die mich seither nicht mehr losgelassen haben, in den Händen. Es war “The Experience Chapter 1″, erschienen auf King Street Records (http://www.discogs.com/release/180068). Ein US-Import. Mood II Swing, 95 North, Urban Soul die ersten Namen, die sich mir tief in mein musikalisches Gedächtnis eingegraben haben.
Seit dieser Zeit wurde House in regelmässigen Zeitabständen totgesagt, und erfuhr mindestens genauso oft eine Auferstehung und Neubelebung. Doch House hat noch nie gelebt, wenn unter diesen Oberbegriff diese mir gänzlich unerträglichen Konservendosen-Remixe der stets “angesagtesten” R’n’B-Charts oder ein sogenanntes “Ibiza-Summer-Anthem”, das schon im darauffolgenden Sommer in einem “2006-, 2007- oder 2008-Gewand” erscheint. Diesen Produktionen fehlte und fehlt eine wesentliche Grundvoraussetzung, um zu leben: Körper und Seele.
Körper und Seele, die untrennbaren elementaren Bestandteile des Lebens, finden sich jedoch unabstreitbar wieder in den Veröffentlichungen der Drumpoet Community, dem – meines Erachtens – schweizer Vorzeigelabels in Sachen elektronischer Clubmusik. Seit etwas mehr als zwei Jahren warte ich sehnsüchtigst auf jede Neuveröffentlichung, die das Kürzel DPC_00, und dann die jeweilige Kennzahl, trägt. Nun ist es wieder soweit. Unter der Katalognummer DPC_019-1 erscheint diesen Dezember die bereits 19. 12″-Vinyl. Sie heisst “Ride ‘Em EP” und verantwortlich zeichnet dafür Cavalier. Wer hinter diesem Pseudonym steht, mag ich derzeit noch nicht verraten. Zwei Dinge vielleicht: er stammt aus der Schweiz und seine Produktionen, insbesondere seine Remixe waren in diesem Jahr regelmässig on heavy rotation auf den Plattentellern namhafter DJs, wie beispielsweise Sebo K, Jimpster oder Loco Dice. Und spätestens wenn die ersten Takte von “The Beat“, dem ersten Track der a-side, erklingen, sollte man’s wissen: so deep, groovy und slick kann derzeit einfach nur einer.
“The Beat“, “Deep Rider“, “I Know” und “Last“, die vier Stücke dieser Extended Play atmen den Geist Chicagoer Schule, sind sich des reichhaltigen Erbes einer der Geburtsstätten der House-Musik bewusst bei gleichzeitiger Modernität. Und, was das wichtigste ist: sie beinhalten Tiefgang und Emotionen, verleihen Körper und Seele neue Kraft. Noch nie war House so lebendig wie jetzt. Und die Drumpoet Community bereitet dieser Spielart der elektronischen Musik den optimalen Nährboden. Soon to be classics oder einfach killer tracks!