Schon sehr merkwürdig. Da veröffentlicht eine Handvoll niederländischer Produzenten aus dem Grossraum Amsterdam, San Proper, Melon, Je Davu, Yuro und wie sie alle heissen, ein paar 12″ EPs, und schon wird auf Blogs und in (Online-)Fanzines von der “Amsterdam New School” gesprochen. Genauso war’s ja auch im vergangenen Jahr, als man überall von einer Rhein-Main-House-Renaissance lesen konnte.
Da es zu den Grundbedürfnissen und Charaktermerkmalen eines Menschen gehört, Erscheinungen sachorientiert wahrzunehmen, zu beobachten, schliesslich zu benennen und zu beschreiben, liegt eine derartige Systematisierung und Kategorisierung auf der Hand, das Kind braucht ja schliesslich einen Namen.
Doch wieder zurück zum Wesentlichen, zur Musik. Auf Tom Trago bin ich vor ungefähr vier Wochen aufmerksam geworden, denn da veröffentlichte der Amsterdamer Mittzwanziger auf dem Label Rushhour sein Debutalbum “Voyage Direct“. Ich hörte es mir einmal an, ein zweites und ein drittes Mal, und konnte immer noch nicht ganz nachvollziehen, warum auf Boomkat zu lesen war, dass dieses Album, wenn nicht gar auf derselben Stufe, dann aber wenigstens verdammt nahe an “Working Nights” von Trus’me herankomme (http://www.boomkat.com/item.cfm?id=171321&highlight=171330). Wer mir die Konnexität beider Alben etwas eingehender erläutern mag, darf dies gerne in den Kommentaren tun. Ich für meinen Teil denke jedoch, dass “Voyage Direct” und “Working Nights” auf zwei unterschiedlichen Herangehensweisen zum einen an elektronische Clubmusik, zum anderen an Soul-, Disco- und 80ies-beeinflusste, samplebasierte Tracks beruhen.
Die vorliegende Remix-EP beinhaltet drei überarbeitete Stücke von Tom Tragos “Voyage Direct“-Album. “Passion“, der vor der Veröffentlichung des Albums bereits auf der Promo-12” erhältlich war, wurde vom Stuttgarter Danilo Plessow auseinander genommen und in ein neues, sich stark am Anfangs- und Mittneunziger Garage House-Sound New Yorks und New Jerseys orientierendes Gewand gekleidet. “Brothers Of String” im Yurotrago-Remix kommt ohne die sich langsam hochschraubenden voluminösen Synthie-Flächen daher, treibt konstant nach vorne und hat fast schon Ravecharakter. “Lost In The Streets Of NYC” im Actress-Remix hingegen weist stärker hin zu einem analogen, von Detroit-Techno beeinflussten Sound mit prägnanten Claps, geshuffelten Hi-Hats und rotzig klingenden Synthesizer-Patterns. Nicht ganz so mein Ding, denn wenn’s um den Sound der späten 80er und frühen 90er geht, schiele ich doch lieber in Richtung New York / New Jersey.
Mehr im Web:
http://www.myspace.com/tomtrago
http://www.tomtrago.com/
http://nutriot.com/reviews/tom-trago-voyage-direct/
http://www.bodytonicmusic.com/words/2009/mar/19/introducing-tom-trago/