Label mit (verhältnismässig) hohem Output laufen meines Erachtens leicht Gefahr, ein wenig ideenlos festgefahren zu wirken. Beispiele dafür möchte ich an dieser Stelle keine nennen, keep-it-deep ist ja schliesslich kein Verriss-Blog. Bei Delusions Of Grandeur bestehen für eine den Stil und die Qualität verwässernde Entwicklung jedoch (noch) keine Anzeichen, auch wenn das Labelprojekt von Craig Smith, The Revenge & Co. seit seiner Gründung im Frühjahr 2009 (erstes Release: “The Soul Part II” von Craig Smith & The Revenge, http://www.discogs.com/Craig-Smith-Revenge-The-Soul-Part-II/release/1752522) mit “Lose Myself” von Manolo bereits bei Nr. 6 im Veröffentlichungskatalog angekommen ist.
Mit Manolo dürfen die Tonträgerunternehmer einen zumindest für Delusions Of Grandeur neuen Namen begrüssen, denn dahinter verbirgt sich der aus Finnlands Hauptstadt Helsinki stammende Roberto Rodriguez. Der DJ und Produzent aus dem Tausend-Seen-Land sorgte zuletzt mit Tracks auf Jimpsters Freerange-Imprint (http://www.discogs.com/Roberto-Rodriguez-Besomebody-Singularity/master/41813), Composts Black Label-Edition (http://www.discogs.com/Roberto-Rodriguez-Feat-Max-C-Compost-Black-Label-33-Ride-EP/master/41819) und Ralph Lawsons 20:20 Visions (http://www.discogs.com/Crazy-P-Stop-Space-Return-Remixes-Part-2/release/1839517) für einiges Aufsehen. Dementsprechend zwecktauglich war allerdings auch der Sound, der stets auf einem tanzbaren Untergrund aufbaute und weniger (auch) für das Homelistening geeignet war. Doch wie heisst es so trefflich: Homelistening is killing clubs.
Mit seiner EP auf Delusions Of Grandeur spielt Roberto Rodriguez a.k.a. Manolo jedoch die Slow Motion House-/ (Cosmic) Disco-Karte aus und liefert ein sinnliches Arrangement ab, das weder in einem Klubkeller noch in einer beschaulichen, schön behüteten Wohnzimmerumgebung fehl am Platz wirkt. Gehört habe ich “Lose Myself” (auf der A-Seite) zum ersten Mal im labeleigenen Podcast unter http://delusionsofgrandeur.podomatic.com/, vor etwa vierzehn Tagen. Hier ging der Track jedoch zwischen Morgan Geists genialem Remix für Hot Toddys “I Need Love” und “Open Up” von KZA leider ein wenig unter. So jedenfalls mein Empfinden aus der Rückschau, denn ich konnte mich an ihn nicht (mehr) erinnern. Anyway. “Lose Myself” hat alle Zeit der Welt, sich tief in mein Gedächtnis einzubrennen.
Auf “Lose Myself” weiss Manolo mit Dubs, Hallräumen zu begeistern, die sich um Vocals und zungenschnalzendes Klangmaterial legen. In diese Hallräume könnte man förmlich tief eintauchen und sich in ihnen verlieren, wäre da nicht die machtvolle Bassline. Rückbesinnung lautet das Stichwort für “Commander“. Dieser Track lehnt sich stark an eine Zeit, die manch ein Kulturkritiker oftmals vorschnell als “Zeit des schlechten Geschmacks” aburteilt und deren (kulturelle) Errungenschaften er nur einen geringen bleibenden Wert zuschreibt. Doch ohne diese Epoche kein schlängelnder Synthesizer-Discoteppich, wie ihn Manolo mit “Commander” knüpft. Für den Remix dieses Tracks zeichnen Wareika verantwortlich und kleiden den “Commander” dafür in ein poppiges Discogewand. Fein!
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P.S. Auf Vinyl ist “Lose Myself” bereits am 23. November erschienen. Digital und vorab exklusiv auf Beatport erscheint die EP vom 14. Dezember an.