Wer mich persönlich kennt, weiss, dass ich eine sehr hohe Affinität zu Russland, insbesondere zu Literatur und Küche dieses Landes, habe. Dem Reiz der traditionell gefüllten Teigtäschchen, ob Manty, Pelimeny oder Vareniky, bin ich schon längst erlegen. So ist für Aussenstehende vielleicht ein wenig nachvollziehbar, weshalb ich sofort auf den Produzentennamen Moscow angesprungen bin und doch leicht enttäuscht, als ich feststellen musste, dass sich dahinter kein der russischen Hauptstadt entspringender neuer Produzent verborgen hält, sondern Matthew Nicholas Waites.
Bis zu dieser kürzlich auf Endless Flight (Sublabel der Mule-Familie) habe ich noch nie etwas von Herrn Waites vernommen, geschweige denn seine Basteleien gehört. Wie auch! Matthew Nicholas Waites war, beziehungsweise ist in den letzten Jahren vornehmlich als Nightmoves auf Imprints wie Kitsuné oder Godlike And Electric unterwegs gewesen – und diese habe ich fürwahr nicht auf dem Radar.
Auf Endless Flight präsentiert er sich zum ersten Mal in neuem, eingangs bereits erwähnten Namensgewand, arbeitet sich am kosmischen Elektro-Discosound ab, und wird promt Opfer eines Verrisses. Klar, auch ich habe zuvor schon Tracks mit deutlich schlankerem Klangbild gehört, die weniger barock mit sämtlichen Gestaltungs- und Verzierungselementen überladen sind, wie “Throw Up“, der Titeltrack. Aber im Kontext Cosmic / Electric Disco darf es gerne auch einmal schwulstig zu und her gehen. Dan Hartners “it’s all just a little bit of a mess” kann ich so nicht ganz nachvollziehen.
Genauso wenig, was er über den Brontosaurus Remix zu berichten weiss. Entweder habe ich ein durch die Digitalisierung degeneriertes Gehör – zu viel Klangqualität geht durch die Komprimierung verloren – oder ich bin bereits derart betriebsblind, dass ich das Label Brontosaurus (oder Arto Mwambe) von vornherein wohlwollend und gutheissend abnicke. Für den Remix der im Grossraum Frankfurt beheimateten Analog-Dinosaurier muss eben einiges an Zeit, um sein schroff-analoges Eigenleben geniessen zu können. Doch auch hier entfachen die beiden einen wunderbaren Euphoriesturm voller warm-analoger Klänge. Und was bitteschön heisst da “but here it comes off limp — neither builder nor primetime player“, mein lieber Dan Hartner? Und wem dieser Track im Aufbau doch ein wenig zu langatmig und monoton ist, kann damit ja arbeiten und in seinem Set unmittelbar das Filet-Stück präsentieren.
English (short) version: a twelve inch on Endless Flight always catches my attention. This one’s produced by Matthew Nicholas Waites a.k.a. Moscow who had and still has a large remix output for elektroish flavoured labels like Kitsuné or Godlike And Electric. Under his Moscow-moniker he takes the first step into a diverse cosmic and electric disco sound. With “Throw Up”, Moscor is taking us deep into opulent baroque sound dimensions – but where else than in this genre could you pick from an embarrassement of flourishing musical ornaments? On the flip you’ll have Frankfurt / Germany based Arto Mwambe on remixing duties. Their remix is over ten minutes, but it needs the time to build and raise a storm of analoge euphoria. Feel free to listen to it on the Kompakt Site.
Mehr im Web:
vielen Dank für dieses Review, genau das Gleiche habe ich mir gedacht, als ich den Artikel bei RA gelesen habe. Hallo???!?! Brontosaurus Mix isses!
@ johannes a.: jau, bei allem respekt vor den “profis” auf R.A., aber…der brontosaurus remix ist wirklich top notch…der werte herrr reviewer hätte sich bloss mal den podcast der brontosaurus-jungs auf seiner schreiberischen homebase reinziehen müssen, um festzustellen, dass deren remix für “throw up” nicht nur (ausschliesslich) im rahmen eines live-sets funktioniert. big up to brontosaurus! (und auch ein big up to you – deine tracks sind ebenfalls high quality!!!).