10 Must-have Platten im April 2015

20150426sunriseSchallplatten, die in keiner Sammlung fehlen dürfen – darum geht es im folgenden Beitrag. Welche das sind und warum sie es sind:


Sunrise HWY – Sunrise Highway Remixes – True Romance:
Ein geradezu pornografischer Bass, bauchige Drums, warme Synthies. Der Tuff CIty Kids-Remix von “Sunrise Highway”, im Original von Tim Wagner, Nick Chacona and Amy Douglas produziert, klingt wie ein Alfa Romeo Spider beim Start. “Wer so klingt…kann am Ende nur geliebt werden”, schreibt Bernhard Schmidt über dieses Auto in der Autobild. Das gilt auch für diese EP, besonders aber für den Tuff City Kids-Remix. Fänd ich doch bloß meine Sonnenbrille!


Rhythm Factory – Stamina – White:
White, die 27. Jetzt gilt’s. Jetzt muss Oskar Offermann, Gründer und Betreiber des Plattenlabels, entweder aufhören, White in die Obhut des 27 Club geben oder durchziehen und die 100 anpeilen. Mit den kraftvollen Grooves von Arno Völker alias Einzelkind und Robin Scholz, die zusammen als Rhythm Factory auftreten, sollte letzteres allerdings kein Problem sein. Saxofon, (Pan)Flöte, Kickdrums mit Punch. Muskelhouse. Eine kulturgeschichtliche Reminiszenz an die neunziger Jahre. Got stamina, sagen trainierte Bodybuilder und machen den Rücken mit 140 Kilo warm.


Iron Curtis – The K.M.S. Years – Office:
Der A-Seite gehört der Hit, der Tanzflächenstürmer. Stücke, die mit einer Pop- und Großraumgeste liebäugeln. Iron Curtis konzentriert sich mit “Magnet” dagegen auf das Wesentliche: Perfekt aufgebaute House-Grooves aus wuchtigen Kicks. Power Punch. Düster, hypnotisch, im Spannungsfeld von experimentellen Drumkicks und wavig-verrauschten Synthies dagegen die B-Seite, einschließlich der Berg-Reduktion. Iron Curtis in Frühjahrsklassiker-Bestform.


John FM – Where My Roots Lie – FXHE Records:
Detroit. Motorcity. Gerne auch als Mutterstadt des Techno bezeichnet. Inzwischen hat sie zahlreiche Kinder, Kindeskinder, Kindeskindeskinder. Zu diesen gehört auch John FM, der mit seiner EP “Where My Roots Lie” auf Omar-S’ Plattenlabel FXHE Records debütiert. Im Titeltrack leistet dieser junge Produzent zunächst einmal Aufklärungsarbeit. Er erzählt, was Detroit Techno ist, wo und wie diese Musik ihren Anfang nahm. Kann man nicht oft genug hören, vor allem, wenn der Ich-Erzähler ein Spross der Stadt ist. Fast schon rein vokal ist dagegen “Solace”. Am meisten Spaß macht “White Peoples Churches Be Like” mit seinen beharrlich drängelnden Drums.


Cosmijn – Drops – Fragil:
Imugem Orihasam, Môme, The Analogue Cops. Sie alle haben schon auf Fragil, dem Plattenlabel des Franzosen Raphaël Charousset veröffentlicht. Trotzdem hat es vierzehn EPs und einen Remix von Marcellus Pittman gebraucht, bis ich mal darauf aufmerksam geworden bin.  Doch mittlerweile verhält es sich mit House und Techno so wie mit digitalem Spielzeug, zum Beispiel Snapchat. Man kann einfach nicht mehr auf allen Hochzeiten gleichermaßen präsent sein. Und dann tritt da ein Three Chairs-Mitglied wie Marcellus Pittman als Remixer auf und liefert ein so unglaubliches Brett ab, dass man sofort alles Versäumte nachholen möchte. Die Kicks haben Punch, der Bass hat Biss, die Synthies verpacken alles in eine warme, treibende Atmosphäre.

Henry Wu – Motions Of Wu Vol. 1 – Odd Socks: The Wu! What else!


Gnork – CCCRaw:
Für Gnork, auch bekannt als Black Lego, müsste man eigentlich ein Subgenre erfinden – sofern das nicht bereits jemand getan hat. Dream House wäre beispielsweise ein mögliches Schlagwort. Musik für eine Sommerterrasse am Lago Maggiore – denn trotz allen mediterranen Überschwangs wohnt den Stücken so etwas wie eine alpine Schroffheit inne.


Route 8 – This Raw Feeling – Lobster Theremin:
Wie Gnork kommt Route 8, der sonst auf den Namen Gergely Szilveszter Horváth hört, aus Ungarn. Wie Gnork verbindet er mit seiner Musik eine Schroffheit und Lieblichkeit. Seinen Synthesizern wohnt ein poetischer Zauber inne. Mit harten, rohen Drums attackiert er dagegen den Dancefloor. Damit steht Route 8 stellvertretend für einen Sound, wie er aktuell auf Plattenlabel wie Nous, Houndstooth, Bokhari und eben Lobster Theremin stattfindet.

Kensuke Fukushima – Utsuroi – Jesus Was Black: Japaner können’s halt.


The Phantom – Schleißen – Emotional Response:
Experimentelle Klänge ohne musikalische Grenzen – so zeigt sich Emotional Response, das Plattenlabel von Soft Rocks-Mitglied Chris Galloway und Stuart Leath, mit der Reihe Schleißen. Aufgeteilt auf vier EPs geht die musikalische Reise von wavigen Klängen, Ambient mit zarter Popnote zu elektronischen Sounds mit starker Popkomponente. The Phantom, der eigentlich Bartosz Kruczynski heißt und im vergangenen Jahr auf Silverback Recordings ein fantastisches, die Grenzen von House, Bassmusik und Ambient sprengendes Album veröffentlicht hat, geht hier stark in Richtung filmische Soundscapes. Er verlässt den Weg klassischer Track- beziehungsweise Songstrukturen und geht elektronische Musik mal aus der Cineasten-Ecke an. Ein Hochgenuss!

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