The Gaslamp Killer im Interview

“Instrumental Psychedelic Music” nennt William Bensussen, 32, seinen Stil. Als Jugendlicher hat er damit die Clubs seiner Heimatstadt San Diego in Kalifornien leer gespielt. Heute füllt er unter dem Alias The Gaslamp Killer weltweit Konzertsäle. Am Samstag tritt er in der Kaserne in Basel auf. Ein Gespräch über Musik als Spiegel der Seele.

Herr Bensussen, viele Ihrer Stücke haben martialische Titel, zum Beispiel “Death Gate” und “Murder Man” …
Bensussen: Meine Songtitel haben alle eine doppelte Bedeutung. Das Wort “Murder” verwende ich, weil ich in diesem Stück ein aggressives Grundgefühl transportiere. Als ich “Death Gate” geschrieben habe, ging es mir schlecht. Ich nahm Drogen und wollte mich mehrmals selbst töten.

Ihre Musik ist ein Spiegel Ihrer Seele?
Bensussen: Alles, was ich mache, ist Ausdruck meiner Persönlichkeit. Während ich Songs schreibe, erforsche ich meine Seele. Ich horche in mich hinein, leuchte meine Abgründe aus und fördere das Dunkle zutage.

Lassen Sie uns in die Abgründe Ihrer Seele blicken. Was erwartet uns dort?
Bensussen: Ich habe in den vergangenen Jahren viele existenzielle Erfahrungen gemacht. Vor drei Jahren hatte ich einen Rollerunfall, den ich nur knapp überlebt habe. Mir musste die Milz entfernt werden. Das hat mir den wahren Sinn des Lebens gezeigt.

Was ist für Sie der Sinn des Lebens?
Bensussen: Überleben. Jeden Tag müssen wir um unser Leben ringen. Wir müssen dafür kämpfen, dass wir unsere Träume ausleben können. Wir werden in Schulen gesteckt, werden von Lehrern und Mitmenschen schlecht behandelt. Wir werden in unserem Selbstvertrauen beschnitten und verlieren die Sprache, unsere Gefühle mitteilen zu können. Deshalb ist Musik für mich Poesie ohne Worte. Mit Musik kann ich ausdrücken, wie ich mich fühle, und meine Seele leuchten lassen.

Wie ist in diesem Zusammenhang Ihr Künstlername zu verstehen?
Bensussen: Der stammt noch aus meiner Jugendzeit, als ich im Gaslamp District (Ausgehviertel, Anm. d. Red.) in San Diego aufgelegt und den Clubgängern mit meiner Musik den Abend verdorben habe. Ich habe die Tanzflächen mit HipHop leer gespielt, sozusagen “gekillt”. Die HipHop-Szene hat mich für meine Auswahl und technischen Fähigkeiten jedoch gefeiert. “Killing it”, haben sie anerkennend zu mir gesagt. Jedes Wort hat eine doppelte Bedeutung.

Sie haben auch eine Vorliebe für psychedelische Klänge. Woher kommt die?
Bensussen: Ich mag harte Drums, verzerrte Gitarren und Synthesizer mit Hall- und Echo-Effekten. Ich verehre Bands wie Pink Floyd, The Doors und Led Zeppelin. Deren Ästhetik versuche ich auf meine Musik zu übertragen. Ich denke, dafür sollte ich meine Instrumente unter Wasser spielen.

Wie haben Sie zu Ihrem Stil gefunden?
Bensussen: Ich weiß nicht, ob man sagen kann, dass ich meinen Stil gefunden habe. Die Musik, die ich gerne höre, wurde in den 60er und 70er Jahren geschrieben. Ich sehe mich zurzeit als Archivar, der die unterschiedlichen Genres bewahrt und das Relevante an nachfolgende Generationen weitergibt. Der Soundtrack eines Lebenszyklus.

Das klingt sehr spirituell.
Bensussen: Musik ist spirituell. Musik ist etwas Göttliches. Manchmal denke ich, dass wir Musiker die Energie, die im Universum vorhanden ist, mit unserem Geist und Körper aufnehmen und durch unsere Musik allen anderen Menschen zugänglich machen können.

Der Gaslamp Killer als Mittler…
Bensussen: . . . zu etwas Höherem? Vielleicht. Meine eigene Musik soll psychedelische Visionen erzeugen. Es ist eine Musik für Tanzflächen, die es nicht gibt. Als Club-DJ mag ich jedoch ratternde Bässe, die alles wegschreddern.


Was: The Gaslamp Killer
Wann: 12. März 2016, 23 Uhr
Wo: Kaserne, Basel

[Dieses Interview erschien am Freitag, 11. März 2016, in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung]

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