Louie Vega: New York House-Vibe auf den Punkt gebracht

Der New Yorker Discjockey Louie Vega legt am Freitag im Basler Club Elysia auf. Im Interview spricht er über sein aktuelles Album und die New Yorker Clubkultur.

Louie Vega, eigentlich Luis Ferdinand Vega Jr., prägt das Clubmusik-Genre House seit den Neunzigern. 2007 hat der gebürtige New Yorker mit seiner Band “Elements Of Life” die Eröffnungsfeier des Superbowl begleitet – das Finale im American Football ist das größte Sportereignis in den USA. Ein Gespräch über sein aktuelles Album und New Yorker Clubkultur.

Herr Vega, Ihr aktuelles Album heißt “Louie Vega starring… XXVIII”. Welche Geschichte steckt dahinter?

Vega: Jedes meiner Alben widme ich einem bestimmten Sound. Für das “Nuyorican Soul”-Projekt habe ich die Musik meiner Kindheit verarbeitet, also Soul, Jazz und lateinamerikanische Musik. Mit “Elements Of Life” habe ich mich Richtung World Music orientiert. Jetzt wollte ich ein klassisches House-Album produzieren, das die Vielfalt dieses Genres zeigt und Hymnen für den Club enthält. Ich wollte wieder Songs schreiben.

Sie haben sich dafür zahlreiche Musiker und Sänger ins Studio geholt. Wie haben Sie den Überblick behalten?

Vega: Ich habe über zwei Jahre an diesem Album gearbeitet. Zu Beginn hatte ich Sängerinnen wie Adeva, Jocelyn Brown und Monique Bingham angefragt, mit denen ich Songs aufnehmen wollte. Auf meinen Reisen zu DJ-Auftritten habe ich Sängerinnen wie Caron Wheeler kennengelernt und spontan für mein Projekt begeistert. So nahm das alles seinen Lauf. Am Ende hatte ich über 40 Songs, aus denen ich 28 für das Album ausgewählt habe. Die eigentliche Herausforderung war es, die Songs auszuwählen, die es letztendlich auf das Album geschafft haben.

Mit Ihrem Studio- und DJ-Partner Kenny “Dope” Gonzalez haben Sie als Masters At Work den New Yorker House-Sound der 90er Jahre wesentlich mitgeprägt. Inwieweit ist Ihr aktuelles Album ein typisches New Yorker Album?

Vega: Viele Musiker und Sänger, die auf dem Album vertreten sind, kommen wie ich aus New York. Leroy Burgess, Josh Milan und Cassio Ware zum Beispiel. Das ist der New York House-Vibe auf den Punkt gebracht.

Wie würden Sie diesen Sound einer gehörlosen Person beschreiben?

Vega: Meine Musik macht glücklich und weckt positive Gefühle. Wahrscheinlich würde ich dazu meine Hand auf mein Herz legen. Ich habe erst vor ein paar Wochen erfahren, dass eine Gruppe gehörloser Menschen regelmäßig meine Roots-Partys im Cielo (Club in Manhattan, d. Red.) besucht. Eine Frau aus dieser Gruppe hat mir erklärt, dass sie meine Musik körperlich fühlt und dass sie meine Musik auf einer anderen, wahrscheinlich spirituellen Ebene erreicht. Das hat mich sehr bewegt.

Im Cielo legen Sie seit über zehn Jahren auf, im New Yorker Nachtleben sind Sie seit den 80er Jahren aktiv. Was ist Ihnen aus dieser Zeit besonders in Erinnerung geblieben?

Vega: Als ich anfing, auszugehen und aufzulegen, wollte jeder Clubbetreiber die Blaupause für einen Club erschaffen. Das Wichtigste war der Klang. Jeder Toningenieur wollte in seinem Club den besten Sound haben. Alex Rosner, Richard Long, die wussten alle, wie ein Raum zu klingen hatte.

Richard Long war unter anderem verantwortlich für das Soundsystem in der Paradise Garage…

Vega: … ich war 15 Jahre alt, als ich diesen Club zum ersten Mal besucht habe. Meine Halbschwester hatte eine Cousine, die dort gearbeitet hat. Durch sie bin ich in den Club reingekommen. Larry Levan (Resident-DJ der Paradise Garage, d. Red.) zu hören, hat mich stark beeindruckt. Er hat die Genre und Tempi variiert und eine Geschichte erzählt. Ich habe aber auch Nicky Siano, David Mancuso, Tee Scott und Tony Humphries gehört, ebenfalls New Yorker DJ-Legenden. Alle hatten ihren persönlichen Stil.

Wie hat sich denn das Nachtleben New Yorks aus Ihrer Sicht verändert?

Vega: Damals ist damals, heute ist heute. Die Clubs sind nicht mehr dieselben, das Publikum auch nicht. Ich vergleiche das jedoch nicht. Ich finde es großartig, dass ich heute noch Teil dieser Kultur bin und als Discjockey und Produzent meine Erfahrungen an nachfolgende Generationen weitergeben kann.

Was treibt Sie heutzutage immer noch an, Musik zu machen?

Vega: Ich möchte immer den nächsten Schritt gehen und Grenzen ausloten. Ich arbeite daran, mein Album live mit einer Band, der Elements Of Life-Band, umzusetzen und auf Konzerttour zu gehen. Ich habe mein kreatives Potenzial noch lange nicht erschöpft.


Was: UDM live w/ Louie Vega, Mark Stone
Wann: Freitag, 14. Oktober 2016, 23 Uhr
Wo: Elysia Basel

[Dieses Interview erschien am 14. Oktober 2016 in der gedruckten Ausgabe der Badischen Zeitung]

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