Deutsche Politiker und ihre Lieblingsalben

Das Rolling Stone Magazin hat 200 deutsche Politikerinnen und Politiker, mehrheitlich Bundestagsabgeordnete, nach ihren Lieblingsplatten gefragt. Das Ergebnis der Befragung überrascht nicht. Es lässt sich auf folgenden Satz zusammenfassen: Jugendheld bleibt Jugendheld – und wird auch Jahre später noch vergöttert.

Da der 18. Bundestag der älteste Bundestag seit 1998 ist – im Durchschnitt liegt das Alter der Abgeordneten bei 49,6 Jahren (Quelle: www.bundestag.de) – liegen Bands, die in den Siebziger Jahren und Anfang der Achtziger groß geworden sind, hoch im Kurs. Der Soundtrack, der die Jugend- und junge Erwachsenenzeit der Befragten untermalt hat, kommt von Bands wie U2, Pink Floyd, Queen und Manfred Mann’s Earth Band. Damals schon Weltstars waren die Rolling Stones, für die sich gleich sechs Politiker entschieden haben.

Das Ergebnis zeigt außerdem: Politikerinnen und Politiker der CDU- und CSU-Fraktion haben im Vergleich zu ihren Kolleginnen und Kollegen aus anderen Bundestagsparteien eine Schwäche für Live-Mitschnitte, Film-Soundtracks und Best Of-Zusammenstellungen. Dr. Jan-Marco Luczack zum Beispiel mag den Soundtrack zu “Herr der Ringe – die Gezeiten”.

Sich nicht entscheiden zu können, keine klare Linie zu haben – mit diesen Vorwürfen muss die CDU-Parteivorsitzende, Dr. Angela Merkel, fast seit Beginn ihrer Amtszeit leben. Einen unmittelbaren Zusammenhang zwischen der Dauerkritik an Merkels Politkurs und der Musikauswahl ihrer Parteimitglieder zu erkennen, führt allerdings zu weit.

Bundesaußenminister Frank-Walter Steinmeier und der Freiburger Gernot Erler, beide SPD, haben sich auf den kanadischen Singer/Songwriter Leonard Cohen geeinigt. Steinmeier hat “Live In London”, Erler “Popular Problems” gewählt. Vielleicht hat die lange Zeit gemeinsamer Arbeit im Auswärtigen Amt auch beider Musikgeschmack geprägt.

Etwas weiter links trifft man auf Caren Lay, 42, die sich für das Album “Posen” von der Hamburger Indie-Band Die Sterne entschieden hat. Ihr Kollege Gregor Gysi, der soeben seinen Posten als Vorsitzender der Linke-Fraktion im Bundestag aufgegeben hat, bleibt seiner Rolle als humorvoller Querdenker auch in der Auswahl und Kommentierung seiner aktuellen Lieblingsplatte treu. “Jazz, mit dem man Frauen gewinnt, gelegentlich auch Lana Del Rey. ” So kommentiert er im Rolling Stone Magazin seine Wahl. Sie ist auf das Album “Honeymoon” des US-amerikanischen Popsternchens Lana Del Rey gefallen. Dieser sagen Musikkritiker bisweilen eine formvollendete Oberflächlichkeit nach. Auch hier verbietet es sich, einen Zusammenhang zwischen Musikgeschmack und der Partei Die Linke, beziehungsweise Gregor Gysi, her zu stellen.

Genre wie Hiphop, Heavy Metal oder elektronische Musik sind kaum vertreten. Der Grüne Stephan Kühn, 36, nennt zum Beispiel das Album “The Score” von den Fugees. Ronja Schmitt, 26, CSU, mag Parov Stelars “The Princess”. Christina Kampmann, 35, SPD, inzwischen Ministerin für Familie, Kinder, Jugend, Kultur und Sport des Landes Nordrhein-Westfalen, hat sich für das Album “Neon Golden” der Indierock- und Electronica-Band The Notwist entschieden. Der einzige Politiker, der auf Abfahrt setzt, ist Dr. Konstantin von Notz. Er geht steil auf den Techno von Cosmic Baby, zusammengefasst auf dem Album “Stellar Supreme”.

Die meisten Nennungen haben allerdings die Beatles bekommen. Neun Abgeordnete entschieden sich für die britische Rockband, vornehmlich für das Weiße Album aus dem Jahr 1968. Was unerreicht ist, bleibt unerreicht.

Rolling Stone: 200 Spitzenpolitiker und ihre Lieblingsplatten – die Liste

[Foto: Konstantin von Notz/Cosmic Baby – Rolling Stone]

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